Kennt ihr das auch? Egal ob Wohnungssuche, Steuererklärung oder der tropfende Wasserhahn – ständig heißt es: „Alles muss man selber machen!“. Für viele Millennials, mich eingeschlossen, ist dieser Satz zum geflügelten Wort geworden. Aber ist das wirklich so schlimm? Sind wir wirklich dazu verdammt, alles alleine zu wuppen, oder versteckt sich hinter dem vermeintlichen Frust nicht doch eine Chance?
Tatsächlich hat der DIY-Gedanke in den letzten Jahren einen wahren Boom erlebt. Ob Upcycling-Möbel, selbstgemachtes Brot oder Online-Tutorials für einfach alles – die Möglichkeiten, Dinge selbst in die Hand zu nehmen, sind schier endlos. Doch woher kommt diese Entwicklung? Zum einen spielt sicherlich der Wunsch nach Individualität und Selbstverwirklichung eine Rolle. In einer Welt der Massenproduktion sehnen wir uns nach Unikaten, nach Dingen, die unsere Persönlichkeit widerspiegeln.
Zum anderen ist da aber auch die Kehrseite der Medaille: Zeitdruck, Informationsflut und der ständige Vergleich mit anderen – all das führt dazu, dass wir uns oft überfordert und alleingelassen fühlen. Und genau hier kommt der „Alles-muss-man-selber-machen“-Frust ins Spiel. Denn seien wir ehrlich: Nicht jeder ist ein geborener Handwerker oder Organisationstalent.
Doch bevor wir jetzt verzweifeln, sollten wir uns eines klar machen: „Alles selber machen“ bedeutet nicht zwangsläufig, alles alleine zu stemmen. Es geht vielmehr darum, selbstbestimmt zu leben und eigene Entscheidungen zu treffen. Und ja, manchmal bedeutet das eben auch, um Hilfe zu bitten, wenn man nicht mehr weiter weiß.
Statt uns also vom „Alles-muss-man-selber-machen“-Mantra unter Druck setzen zu lassen, sollten wir es als Chance begreifen: als Chance, neue Fähigkeiten zu erlernen, unsere Komfortzone zu verlassen und vielleicht sogar Spaß an Dingen zu entdecken, von denen wir nie gedacht hätten, dass wir sie können. Und wer weiß, vielleicht entdecken wir ja sogar ungeahnte Talente in uns.
Hier sind ein paar Beispiele, wie Millennials den „Alles-muss-man-selber-machen“-Trend für sich nutzen:
- Statt teure Designermöbel zu kaufen, werden gebrauchte Möbel auf Flohmärkten ergattert und mit ein wenig Farbe und Kreativität in individuelle Einzelstücke verwandelt.
- Anstatt Fast Food zu bestellen, wird selbst gekocht – und dank zahlreicher Koch-Apps und Online-Tutorials ist das auch für Kochanfänger kein Problem mehr.
- Und statt den teuren Handwerker zu rufen, werden kleinere Reparaturen im Haushalt mithilfe von YouTube-Tutorials selbst erledigt.
Natürlich gibt es auch Situationen, in denen man nicht alles selber machen kann oder sollte. Bei komplexen Reparaturen oder wichtigen Entscheidungen ist es ratsam, sich professionelle Hilfe zu holen.
Letztendlich geht es beim „Alles-muss-man-selber-machen“ darum, ein gesundes Mittelmaß zu finden: zwischen dem Wunsch nach Selbstbestimmung und der Akzeptanz eigener Grenzen. Und wer weiß, vielleicht entdecken wir ja gerade in den Momenten, in denen wir um Hilfe bitten, unsere größten Stärken.
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